Logan Brothers im Interview mit gebrauchtemusik

Lasst uns mit eurer letzten CD "Toy Pop Dragsters" beginnen, die ja auch bei gebrauchtemusik.de besprochen wurde. Das im Titel, in der Covergestaltung und in mehreren Songs wiederkehrende Thema Dragster-Racing bzw. - um es mit dem Titel der ersten Hüsker Dü-LP zu sagen - "Land Speed Record" gibt der CD ja fast schon den Charakter eines Konzeptalbums. "We needed to provide some context", schreibt ihr dazu in den Liner Notes, aber man hat - noch mehr als beim Vorläufer-Album "Destroy Corporate Rock With Howard Hughes" - den Eindruck, als wäre mit den Bildern, Texten und Zitaten weniger eine Erläuterung dessen angestrebt, was man auf der CD hört (was ja die klassische Funktion von Liner Notes ist). Eher wirkt das alles wie eine verschlüsselte Dokumentation der Hintergründe, die ihr persönlich mit den Songs verbindet, dem Hörer aber nicht direkt reindrücken wollt. Was bedeutet dieses "providing context" also für eure Arbeit? Oder anders gefragt: Wenn es so ist, dass auf der CD "sadly, you will never hear our messages recorded backwards" - was für Botschaften wären das dann?

Debbie Logan DEKE: Etwa seit "Miss Welder" - dem Vorgängeralbum von "Toy Pop" - sind wir massiv von einer Pop-Ästhetik beeinflusst, was ja global gesehen so neu nicht ist, aber für uns doch eine gewisse Abkehr von diesem LoFi- oder danach Postpunk-Appproach darstellt. Historisches "Land Speed Racing" ist einfach bunt und laut und von daher *POP*. Zudem ist Drag Racing ziemlich red-neck...
Mit dieser Referenz auf "Land Speed Record" sind wir schon einmal konfrontiert worden, was uns bei der Namensgebung usw. nicht bewusst war.
"Toy Pop" ist in der Tat deutlich als Konzept-Album konzipiert, was auch schon bei "Howard Hughes" so war. Einerseits mögen wir das aus ästhetischer Sicht: Es ist ja nicht so, dass wir neun Monate Songs schreiben und sie dann drei Monate lang aufnehmen, sondern das Schreiben und Aufnehmen findet kontinuierlich statt. All das Zeug muss dann eben irgendwie verpackt werden. Auf der anderen Seite ist es sehr einfach, Texte für Konzept-Alben zu schreiben, weil es sehr viel Background-Material gibt. Von daher kann ich jedem die Auto-Biographie "Spirit of America" von Craig Breedlove ans Herz legen :) Von daher haben wir für etwas Kontext gesorgt. Das Zitat mit den rückwärts aufgenommenen Botschaften lautete ursprünglich übrigens "..., you will never hear our SATANIC messages..." und ist ausnahmsweise ironisch gemeint.

DAN: Wir fanden eben die Ästhetik der Raketenautos und der Rekordjagd ziemlich cool und die ganzen Geschichten hinter den Land Speed Records sehr inspirierend. Sobald man eine Idee hat, baut sich dieses Gebilde immer mehr auf und nimmt im Laufe der Zeit konkrete Formen an, sodass man das Konzept auch immer intensiver verfolgen kann - in Form von Songtitel, Texten und Samples.
Du hast schon recht damit, dass wir dem Hörer nichts 'reindrücken' wollen.... es soll eher Aufmerksamkeit auf etwas lenken, was sehr interessant und auch etwas abgefahren war. und um das Gesamtbild des Albums verstehen zu können ist es bestimmt von Vorteil das evtl. geweckte Interesse zu vertiefen und sich mit der Materie von Craig und Co. etwas zu beschäftigen - was natürlich sehr faszinierend sein kann (siehe Dekes Antwort).
"...verschlüsselte Dokumentation der Hintergründe" trifft die Sache aber schon recht gut!

DEKE: Es ist einfach eine verspieltere Herangehensweise als einfach "Songs für die Grossstadt" zu machen... Oder um mit einem Albumtitel der Galactic Heroes zu antworten: "Dumb Songs for Smart People".

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