Zurück in die Stratosphäre
Zombies of the Stratosphere (CD, 2002, 67 Min.)
Logan Tapes, zu beziehen über das Label.

"Indie hat seit diesem früh-90er Overkill und dem ganzen Kindergarden-Punk so einen Retro-Charakter bekommen. Das ist aber absolut nicht der Fall. Aber das ist eher ein lokales Problem, denn in den USA gibt es z.B. eine sehr lebendige Indiepop-Szene für die sich hierzulande offenbar niemand interessiert", sagten die Logan Bros. vor einigen Monaten im Interview mit gebrauchtemusik.
Dan und Deke Logan selbst gehören zu denen, die sich nicht nur dafür interessieren, sondern auch gute Kontakte in verschiedene lokale Indie-Szenen der USA besitzen. Auf der ersten großen Compilation ihres Labels Logan Tapes stellen sie jetzt 24 Tracks vor, von denen der Großteil eben jenen überseeischen Indiewelten entstammt. Zombies of the Stratosphere mit seinem hübschen B-Movie-Cover ist eine ziemlich bunte Mischung von (natürlich!) Gitarren aller Spielarten, Beats und Kinderorgeln. Eigens hervorheben muss ich die liebevolle Anordnung der Stücke, die von den eher ruhigen hin zu den zunehmend brachialen eine beeindruckende Spannungskurve schaffen und es schaffen, dass die Compilation nicht nur eine Anordnung schöner Songs ist, sondern ein *Album*. Mit einem guten DJ-Set möchte ich das gar nicht erst vergleichen, Indie-DJs sind ja oft eher Leute, die halt eine Platte (lies: CD) nach der anderen auflegen. In Wirklichkeit kommen die Zombies wie eine Mixkassette für jemanden daher, der einem besonders wichtig ist. So steht es denn auch in den Linernotes zu lesen: "We always wanted to do this and, yeah, not only to tell our girlfriends what kind of music we like." Und wir alle dürfen es hören! Folge: Zombies of the Stratosphere makes the listener feel loved, wie es sich Brian Wilson weiland für die Pet Sounds der Beach Boys wünschte.
Apropos Sounds: Allein schon die gelegentlichen Einschläge von Lo-Fi-Elektronik-Tracks belegen, dass Indie hier nicht als puristische Kultivierung eines Retro-Trainingsjacken-Lifestyles kultiviert wird, wie man es vielleicht vermuten könnte, wenn man die Entwicklung des Begriffs nur über Spex & Co. rezipiert hat. Der Logan-Tapes-Sampler zeigt, dass open-mindedness der key ist. Insofern ist das gute Stück allen Leuten mit Freude an guter Popmusik zu empfehlen, und verstärkt solchen mit Entdeckerfreude an Sounds, die diesseits des Wassers noch niemand gehört hat - allein von der All Girl Summer Fun Band, hier mit Broken Crown vertreten, ist mir bisher zu Ohren gekommen, dass auch in Europa ein Album vertrieben wird. Auf Anspieltipps wird angesichts der schieren Fülle des Wohlklangs verzichtet, jeder der 24 Tracks ist im subtil aufgebauten Kontext der CD (siehe oben) ein Treffer.

gebrauchtemusik

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